Was ist Burnout

Was ist das Burnout-Syndrom?

Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Krankheits- und Fehlzeiten und Frühverrentungen wegen seelischer Störungen haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen.

Eine der häufigsten Diagnosen lautet: Burnout-Syndrom. Eine Krankheit, die in aller Munde ist und in allen sozialen Schichten zunimmt – aber was ist das überhaupt? Und wie kann man es bei sich selbst erkennen?

Dieses kurze Video zum Thema Burnout Syndrom bringt es auf den Punkt, wie man sich fühlt:

Burnout-Syndrom: Nichts geht mehr

Wenn man in der Medizin von einem „Syndrom“ spricht, meint man damit eine Vielzahl von Symptomen, die sich zu einem typischen Krankheitsbild zusammenfinden. Diese Symptome können von Fall zu Fall variieren, doch ihre hauptsächlichen Auswirkungen sind stets die gleichen.

Beim Burnout-Syndrom treffen körperliche und seelische Störungen zusammen, sodass ein typisches Bild entsteht. Dabei sind der Verlust der Leistungsfähigkeit und die emotionale Erschöpfung die augenfälligsten Symptome des Burnout-Syndroms, weshalb es auch als Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS, chronic fatigue syndrome) bekannt ist.

Die wichtigsten Symptome des Burnout-Syndroms

Durch diese Entwicklungen bekommt man das Gefühl, das eigene Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben und hilflos einem Abgrund entgegenzusteuern. Man fühlt sich isoliert und abgeschnitten und weiß nicht mehr, wie man aus eigener Kraft sein Leben wieder in den Griff bekommen soll.

Dieses Gefühl kann auch dazu führen, dass man verstärkt zu Alkohol, Tabletten oder Drogen greift, und so zusätzlich noch Suchtprobleme verursachen – ein Teufelskreis, aus dem man ohne fremde Hilfe oft nicht mehr herausfindet.

Burnout-Syndrom: Frühe Warnzeichen

Wissenschaftler, die das Burnout-Syndrom untersucht haben, stellten fest, dass man verschiedene Phasen unterscheiden kann, in denen sich ein Burnout-Syndrom entwickelt. Bis es zum vollständig ausgebildeten Krankheitsbild kommt, durchlaufen die Betroffenen eine Entwicklung, in denen bestimmte Elemente immer wieder anzutreffen sind.

Am Anfang eines Burnout-Syndroms stehen meistens Phasen, in denen man seine ganze Energie dazu aufwendet, ein – meist berufliches – Ziel zu erreichen. Für dieses Ziel werden enorme Anstrengungen unternommen. Man richtet sein ganzes Leben auf dieses Ziel aus, erhöht die Zahl seiner Arbeitsstunden und vernachlässigt Erholungs- und Entspannungsphasen.

Burnout? Das haben doch nur die anderen!

Pausenloses Arbeiten ohne Phasen der Erholung bewirken aber sehr schnell, dass man sich müde und abgeschlagen fühlt. Zunächst scheint das den Betroffenen ganz normal zu sein, und ihnen ist nicht bewusst, dass sie dabei sind, ein Burnout-Syndrom zu entwickeln.

Immerhin weiß man ja, woher die Müdigkeit kommt – doch das Ziel scheint es wert, um jeden Preis erreicht zu werden, auch wenn man dafür seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigen muss.

Und meistens spielt die Vorstellung eine Rolle, dass man ja später auch wieder einen Gang zurückschalten kann. Doch gerade in diesem ständigen Verschieben von Erholung und Entspannung auf einen späteren Zeitpunkt liegt einer der wichtigsten Faktoren für die Entstehung eines Burnout-Syndroms, denn dieser Zeitpunkt kommt praktisch nie – und wenn man dann später versucht, seine Erholung nachzuholen, stellt man verzweifelt fest, dass man längst verlernt hat abzuschalten und auch der Schlaf keine ausreichende Erholung mehr bietet.

Oft spielt auch die Vorstellung, unentbehrlich zu sein, eine große Rolle. „Ohne mich läuft nichts“ – diese Überzeugung ist eine Falle, die das Entstehen eines Burnout-Syndroms begünstigt. Sie führt nicht nur dazu, dass man sich pausenlos Höchstleistungen abverlangt, sondern auch dazu, dass man eigene Misserfolge verdrängt oder sie anderen zuschreibt.

Das kann verheerende Wirkungen auf das Klima am Arbeitsplatz haben. Kollegen und Mitarbeiter fühlen sich herabgesetzt, und man selbst steht mit seiner Meinung, unentbehrlich zu sein, möglicherweise allein da, denn wenn man Teamerfolge allein sich selbst zuschreibt, fordert das den Widerspruch der anderen Leistungsträger des Teams heraus.

Das sorgt für Spannungen, die einen erheblichen zusätzlichen Stressfaktor ins Spiel bringen.

Weitere Warnzeichen von Burnout

Ein wichtiges Frühwarnzeichen ist auch das Zurückfahren von Entspannungs- und Erholungsaktivitäten. Familie, Sport, kulturelle Aktivitäten und Hobbys kosten Zeit – und gerade davon hat jemand, der sein berufliches Ziel ganz in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, meistens zu wenig. So findet eine erstaunliche Umdeutung statt, indem diese Dinge, die das Leben eigentlich bereichern sollen, als Belastung empfunden werden.

Sie werden plötzlich zu einem Störfaktor, der die kostbare Zeit frisst und damit das Ziel gefährdet. Folgerichtig werden sie nur noch selten oder gar nicht mehr ausgeübt.

Auch grundlegende Bedürfnisse wie Essen oder Schlafen werden als lästige Pflichten eingestuft und so schnell wie möglich „hinter sich gebracht“. Eine fatale Entwicklung, denn unser Körper und unsere Psyche benötigen nach Phasen vermehrter Anstrengung Ruhe und Erholung.

Diese Haltung verstärkt die bereits bestehende Erschöpfung und sorgt dafür, dass auch Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und Konzentrationsstörungen auftreten – wichtige Frühwarnsymptome in der ersten Phase des Burnout-Syndroms.

Darunter leiden nicht nur Beziehungen zu Kollegen, sondern auch zu Familie und Freunden, für die man plötzlich keine Zeit mehr hat. Oft verhält man sich sogar schroff oder abweisend, wenn Kinder, der Partner oder der Freundeskreis Aufmerksamkeit fordern.

Diese sozialen Störungen sind ein Nährboden für Schuldgefühle, denn im Grunde wissen die Betroffenen, dass die anderen es eigentlich nur gut meinen. Doch auch hier verdrängen sie meist, dass ihr verändertes Verhalten Anzeichen einer Krankheitsentwicklung ist.

Stattdessen beklagen sie sich über das mangelnde Verständnis, das ihnen entgegengebracht wird, und isolieren sich dadurch noch mehr.

Ganz fatal wird es, wenn der Betroffene das Gefühl bekommt, dass sein aufopferungsvoller Einsatz nicht gewürdigt wird und nicht die erhoffte Anerkennung bringt. Dieses Gefühl ist häufig der Einstieg in die nächste Phase des Burnout-Syndroms.

Burnout Phase 2: Der Rückzug

Wenn der Betroffene davon überzeugt ist, mit seinem Engagement nicht nur auf Unverständnis zu stoßen, sondern auch noch durch den Neid der Kollegen oder die vermeintlich eigensüchtigen Forderungen von Familie, Freunden und Kollegen bestraft zu werden, verschlimmert sich die Situation.

Dem Betroffenen stehen jetzt nur wenige Möglichkeiten offen:

  • Seine Anstrengungen weiter zu intensivieren, um das hoch gesteckte Ziel trotzdem zu erreichen, auch ohne die Unterstützung der anderen. Das ist extrem schwierig, da man bereits mit Erschöpfungszuständen zu kämpfen hat.
  • Sein Ziel aufzugeben und sich neu zu orientieren – so gut wie unmöglich, da man schon so viel Arbeit und Zeit in dieses Ziel investiert hat und nicht das Gesicht verlieren oder als Versager dastehen will.
  • Eine Auszeit zu nehmen, um für Erholung zu sorgen. Auch das erscheint den Betroffenen fragwürdig, da sie sich inzwischen durch ihre Arbeitsleistung und ihre Unentbehrlichkeit für den Betrieb definieren und von der Angst geplagt werden, dass Kollegen ihre Abwesenheit nutzen, um zu intrigieren oder sich selbst an die Stelle zu setzen, an der man sein möchte.

Aus dem beruflichen Engagement wird langsam ein Existenzkampf, bei dem es ums nackte Überleben geht. Der Betroffene spürt genau, dass er nicht so weitermachen kann wie bisher, weil seine Leistungsfähigkeit und sein Konzentrationsvermögen schon beeinträchtigt sind.

Aufgeben kommt jedoch nicht in Frage. Wie ein Boxer, der einige schwere Treffer einstecken musste und sich nun angeschlagen im Ring behaupten muss, geht er in Deckung und spielt auf Zeit.

Das Verhältnis zu Kunden (Klienten, Patienten) verändert sich. Sie werden nicht mehr so positiv beurteilt wie früher, man zieht sich emotional von ihnen zurück oder beginnt abfällig oder zynisch über sie zu denken.

Auch gegenüber der eigenen Arbeit beginnt man ein Verhältnis aufzubauen, das negativ geprägt ist. Man geht innerlich auf Distanz zu Kollegen, Betrieb und Klienten und fühlt sich als Einzelkämpfer in feindlichem Gebiet.

Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Sorgfalt, mit der Arbeiten erledigt werden. Die Betroffenen versuchen zwar, nicht offensichtlich schlampig zu arbeiten, beginnen aber einzelne Bereiche ihrer Arbeit zu vernachlässigen.

Man hat nun allmählich das Gefühl, dass die Dinge einem aus der Hand gleiten, und beginnt die Schuld dafür Freunden und Kollegen, Vorgesetzten, der Familie und nicht zuletzt sich selbst zuzuweisen.

Solche Schuldzuweisungen sind typisch für ein Burnout-Syndrom im fortgeschrittenen Stadium, denn in der ersten Phase, in der man sich noch als leistungsstark und unentbehrlich erlebt hat, war es nicht nötig, jemandem die Schuld an irgend etwas zu geben. Erst wenn die Dinge anfangen schief zu laufen, müssen Schuldige her.

Die Idee, dass man selbst die Messlatte vielleicht viel zu hoch gehängt hat, kommt den meisten Betroffenen gar nicht. Vielmehr wird der Umstand, dass man das hoch gesteckte Ziel nicht erreicht hat, als Versagen empfunden.

Verschlimmert wird das Ganze noch durch die inzwischen auftretenden Erschöpfungs- und Müdigkeitszustände, die dem Betroffenen zeigen, dass seine Leistungsfähigkeit begrenzt ist. Oft kommen körperliche Symptome wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder Schwindel hinzu oder psychische Auffälligkeiten wie Angstzustände.

Der Betroffene spürt, dass er mit der Kraft, die er noch übrig hat, sparsam umgehen muss, und zieht sich deshalb emotional zurück, wo er nur kann. Und da er merkt, dass auch seine Familie und sein Freundeskreis auf diesen Rückzug mit Frustration und Ärger reagieren, wachsen Schuldgefühle und ohnmächtige Wut auf sich selbst und alle anderen.

Allmählich wird dem Betroffenen bewusst, dass er sich selbst in eine Ecke manövriert hat, ohne zu begreifen, wie er dort hineingekommen ist – ganz zu schweigen davon, wie er dort wieder herauskommen soll.

Nun versucht man, Belastungen aus dem Wege zu gehen. Inzwischen ist aber nahezu alles zur Belastung geworden, auch die Klienten und Kollegen. Man beginnt Kontakte zu vermeiden, was sich wiederum auf die Qualität der Arbeitsleistung auswirkt.

Um sich selbst Erleichterung zu verschaffen, können Schmerzmittel und andere Medikamente oder Alkohol ins Spiel kommen.

Spätestens jetzt sollten die Betroffenen einsehen, dass sie Hilfe benötigen, wenn sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen wollen. Doch viele versuchen nur, ihre Leistungsfähigkeit mühsam aufrecht zu erhalten, indem sie zu solchen vermeintlichen Hilfsmitteln greifen, anstatt das Übel an der Wurzel zu packen.

Außerdem beginnt man, von anderen mehr zu verlangen. Für Untergebene und Mitarbeiter beginnt nun eine schwierige Zeit, denn dem Vorgesetzten oder Kollegen im fortgeschrittenen Burnout-Zustand kann man überhaupt nichts mehr recht machen. Wutausbrüche, Machtworte und ungerechte Beurteilungen nehmen zu.

Das Gefühl des Betroffenen, allein gegen eine feindselige Welt ankämpfen zu müssen, bestimmt seine ganze Wahrnehmung und sein Verhalten. Das erstreckt sich auch auf die Familie und den Freundeskreis – und verstärkt die Isolation und den Mangel an emotionaler Geborgenheit und Selbstsicherheit.

Das voll ausgeprägte Burnout-Syndrom: Kapitulation

Das Gefühl, mit immer weniger emotionalen und körperlichen Ressourcen immer mehr Aufgaben bewältigen zu müssen, führt allmählich zu einer emotionalen Abstumpfung des Betroffenen, die sich in allen Lebensbereichen bemerkbar macht. Inzwischen haben sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch körperliche Störungen eingestellt.

Typische körperliche Symptome eines ausgeprägten Burnout-Syndroms können zum Beispiel so aussehen:

  • Die Krankheitshäufigkeit steigt. Lange anhaltender Stress und fehlende Erholung beeinträchtigen das Immunsystem des Körpers, sodass es häufiger zu Infektionskrankheiten kommt. Erkältungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Nebenhöhlenentzündungen können die Folge sein.
  • Durch die fehlende Erholung werden auch Schlackenstoffe in den Körpergeweben und den Muskeln nicht ausreichend abgebaut, sodass es zu Verspannungen und Überlastungserscheinungen kommt. Diese wiederum verursachen Schmerzen, die das Wohlbefinden weiter beeinträchtigen und oft zur Einnahme von Schmerzmitteln führen.
  • Kreislauf- und Herzprobleme können auftreten – Herzrhythmusstörungen, Beklemmungsgefühle, Durchblutungsstörungen, die nicht nur körperlich spürbar sind, sondern auch Angstgefühle erzeugen und das Gefühl einer nahenden Katastrophe verstärken.
  • Essstörungen und Verdauungsstörungen bis hin zu Magengeschwüren.
  • Schwindel und Tinnitus (Ohrgeräusche).
  • Stressbedingte Kopfschmerzen und Migräne.

Inzwischen fragt sich der Betroffene oft schon gar nicht mehr, wie er sein Leben in den Griff bekommen soll, weil er das Gefühl hat, das Kind sei schon längst in den Brunnen gefallen.

Die Überzeugung, man sei „ausgebrannt“, zu schwach und krank, um auch nur den minimalsten Anforderungen des täglichen Lebens gewachsen zu sein, begleitet die Betroffenen auf Schritt und Tritt. Nun werden schon die kleinsten Verrichtungen der Körperpflege, der Weg zur Arbeit, die Arbeit selbst zu ungeheuren Belastungen.

Dinge, die einem früher Freude bereitet haben, erscheinen einem nun sinnlos. Stattdessen scheint es so, als gäbe es gar nichts mehr, was den Betroffenen noch Freude machen könnte.

In diesem Bild zeichnen sich klare Züge einer Depression ab – Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Freudlosigkeit und ein innerer Rückzug von allen sozialen Beziehungen und Aktivitäten.

Durch die permanente Überforderung treten nun auch deutliche Anzeichen von Desorganisation im Arbeitsleben auf. Versäumte Termine, nicht wahrgenommene Informationen, liegengebliebene Vorgänge nehmen zu – und das Überforderungsgefühl wächst.

Um diesem kaum noch zu ertragenden Druck zu entgehen, entwickeln die Betroffenen ein Gefühl der Gleichgültigkeit, das die Kluft zwischen ihrem inneren Erleben und dem äußeren Leben vertieft.

Man hat nicht mehr die Energie, um sich aufzuregen; es ist, als sei man aus seinem Leben herausgefallen und müsste nun ohnmächtig zusehen, wie sich eine Katastrophe anbahnt.

Man kapituliert vor den Problemen, die nun ringsumher in einer solchen Anzahl lauern, dass man nicht mehr weiß, wo man beginnen soll.

In dieser Situation kann es auch zu einer emotionalen Abhängigkeit von einer Bezugsperson kommen, die noch als Verbündeter betrachtet wird. Das sind häufig Menschen, die Mitgefühl zeigen und dem Betroffenen nahe stehen und ihnen so einen letzten emotionalen Anker in der Welt bieten.

Dass eine solche Beziehung problematisch ist, ist leicht zu erkennen, denn entweder bestärken sich die beiden Personen gegenseitig in ihrem negativen Weltbild oder der Burnout-Betroffene überfordert seine Bezugsperson mit seinen emotionalen Bedürfnissen, was diese wiederum bald als einengend und belastend empfinden wird.

Zieht sich diese Bezugsperson dann ihrerseits vom Betroffenen zurück, kann das eine emotionale Katastrophe auslösen, da er nun im wahrsten Sinne des Wortes keinen Halt mehr in der Welt besitzt.

Verzweiflung, fehlendes Selbstwertgefühl und möglicherweise Selbstmordgedanken sind die Folge solcher Entwicklungen. Spätestens jetzt sollte der Betroffene erkennen, dass er professionelle Hilfe benötigt.

Glücklicherweise gibt es verschiedene Ansätze, Burnout-Patienten wirkungsvoll zu helfen und wieder zu einem inneren Gleichgewicht zu finden, das ihnen wieder einen festen Stand im Leben verschafft.

Burnout: Nicht nur im Berufsleben von Bedeutung

Das, was hier quasi idealtypisch beschrieben wurde, trifft natürlich nicht nur auf Berufstätige zu. Auch Hausfrauen und –männer oder Arbeitslose können unter ähnlichen Bedingungen ein Burnout-Syndrom entwickeln.

Für nicht berufstätige Frauen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen, können Haushalt und Kindererziehung den gleichen Stellenwert haben wie die Arbeit für Berufstätige. Auch hier findet man oft erbarmungslos hohe Leistungsansprüche, die die gleichen inneren Prozesse auslösen können.

Entscheidend ist das Zusammenkommen verschiedener Faktoren:

  • hoher Leistungsanspruch und kompromissloses Engagement
  • Zurückstellen eigener Bedürfnisse von Selbstverwirklichung und Erholung, „Aufopferung“
  • Arbeiten ohne Pause, Erfolgszwang
  • Reduzierung von Freizeit- und Erholungsaktivitäten und Kontakten zu Freunden

Dieser Nährboden, der das Entstehen eines Burnout-Syndroms begünstigt, kann gerade auch bei Arbeitssuchenden eine große Rolle spielen. Typische Biografien von Langzeit-Erwerbslosen zeigen vielfältige Quellen von Frustration und Überforderung, aus denen ein Burnout-Syndrom entstehen kann.

Der Wechsel von (meist unqualifizierter) Zeitarbeit und Arbeitslosigkeit, fehlende Planungssicherheit, Existenzängste, oftmals hoher Aufwand für Bewerbungen, die Kombination mehrerer Mini-Jobs oder Versuche der Selbstständigkeit stellen Bedingungen dar, unter denen sich ein Burnout-Syndrom genauso entwickeln kann wie bei berufstätigen Menschen.

Dabei spielt die Erfahrung, am unteren Rand der Gesellschaft zu stehen, eine besonders belastende Rolle, denn viele Langzeitarbeitslose haben bereits eine Karriere als Angestellte oder Selbstständige hinter sich und sehen sich nun mit dem sozialen Abstieg konfrontiert.

Wieder ins Erwerbsleben zurückzufinden und den früheren Lebensstandard wieder zu erreichen, ist ein typisches hohes Ziel, dem man alle anderen Aspekte des Lebens unterordnet und auf das die oben beschriebenen Bedingungen zutreffen.

Dass oftmals auch die Bildung und die Zukunftschancen der eigenen Kinder davon abhängen, dass man dieses Ziel erreicht, kann einen enormen Druck aufbauen, der das Entstehen eines Burnout-Syndroms begünstigt.

Stürzt man aus einer Position, die man für sicher gehalten hat, in die Arbeitslosigkeit ab, verliert man oft nicht nur seinen gesellschaftlichen Status und sein Einkommen, sondern auch seinen Freundeskreis, sodass der Faktor der Isolation von Anfang an eine große Rolle spielt.

Arbeitsmarktbedingungen als Ursache von Burnout

Solche wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Faktoren haben in den letzten Jahren zu einer drastischen Zunahme psychischer Erkrankungen geführt.

Die Kombination aus steigendem Leistungsdruck am Arbeitsplatz („Arbeitsverdichtung“), Angst vor Kündigung und der stark angewachsene Beschäftigungssektor der meist schlecht bezahlten Leih- und Zeitarbeit sind Rahmenbedingungen, in denen der Einzelne größerem Stress ausgesetzt ist.

Burnout-Betroffene müssen daher erkennen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine dastehen und dass die Faktoren, die zu ihrer Erkrankung geführt haben, nicht allein in ihnen liegen.

Die quälenden Schuldgefühle, die für Burnout-Kranke typisch sind, lösen sich zwar nicht in Luft auf, wenn man erkennt, dass nicht das persönliche Versagen, sondern eine Reihe belastender Umstände zum Burnout geführt haben, doch sie helfen, die erdrückende emotionale Last zu erleichtern.

Wege aus dem Burnout

Um aus dem Burnout wieder herauszufinden, können Betroffene von sich aus die ersten Schritte tun, indem sie:

  • akzeptieren, dass sie von einem Burnout-Syndrom betroffen sind
  • sich über das Problem informieren und mit anderen darüber sprechen – die wenigsten werden mit Unverständnis auf eine solche Eröffnung reagieren
  • professionelle Hilfe suchen und sich einer Selbsthilfegruppe anschließen

Die Erkenntnis, dass man nicht so weitermachen kann wie bisher, eröffnet neue Wege. Dabei sollten die Betroffenen sich im Klaren darüber sein, dass ihre verzweifelte Lage nicht aussichtslos ist, sondern eine Aufforderung darstellt, nun das Richtige zu tun. Schon die Erkenntnis, dass es wirkungsvolle Möglichkeiten gibt, den Krankheitsprozess umzukehren und wieder zu Lebensfreude und Leistungsfähigkeit zurückzufinden, kann eine emotionale Umstimmung begünstigen und einen Heilungsprozess einleiten.

Dass es Menschen mit einem ausgeprägten Burnout-Syndrom kaum möglich ist, von allein auf die richtigen Schritte zu kommen, liegt auf der Hand – dazu sind Erfahrung und ein klarer Kopf nötig.

Hilfe von außen zu suchen, ist also ein wichtiger und goldrichtiger Schritt. Die Angst, als „psychisch krank“ abgestempelt zu werden, verliert dabei immer mehr an Bedeutung, da die Zahl der Betroffenen ständig wächst und sich mittlerweile auch die Massenmedien dieses Problems annehmen.

Inzwischen ist es auch dank der Aufklärungsarbeit von Ärzten und Therapeuten längst kein Stigma mehr, Hilfe wegen psychischer Probleme zu suchen – und genau das wäre ein Schritt, der Betroffenen wieder einen Schritt zurück ins Leben ermöglicht.

Was tun gegen Burnout?

Was man tun kann, um aus dem Burnout-Syndrom wieder herauszufinden, welche Hilfen dafür zur Verfügung stehen und was man persönlich in seinem Alltag tun kann, um der Burnout-Falle zu entgehen, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

Sollten Sie selbst oder ein Angehöriger betroffen sein, finden Sie hier konkrete Hinweise, was man unternehmen kann, um wieder zu psychischer Stabilität und Lebensfreude zurückzufinden.

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